Schnarchen – HNO-Patienteninformation

Schnarchen ist ein Phänomen, das bei vielen Erwachsenen auftritt. Es belastet die Bettpartner. Doch das ist nicht alles. Das krankhafte Schnarchen kann (z. B. bei einer Schlafapnoe) zu einer ernsthaften gesundheitlichen Gefahr mit schweren Folgeerkrankungen führen. Lesen Sie hier meine Patienteninformationen. Ich bin niedergelassener HNO-Arzt in Darmstadt und unter anderem auf moderne Schlafdiagnostik spezialisiert.

Privatdozent Dr. med. Behfar Eivazi

Autor: PD Dr. med. Behfar Eivazi
Hals-Nasen-Ohren-Arzt Darmstadt

Patientenfragen vom HNO-Arzt schnell beantwortet: Nervt das Schnarchen nur? Oder entstehen auch Gesundheitsprobleme?

Welche Gesundheitsgefahren entstehen durch Schnarchen?

Bett Nacht Schlaf

Schnarchen verhindert erholsamen Schlaf.

Nicht jedes Schnarchen ist gefährlich.

Zumindest nicht unmittelbar.

Das primäre Schnarchen belästigt vor allem die Bettpartnerin bzw. den Bettpartner.

Medizinisch gefährlich ist die Schlafapnoe.

Wie kommt es zum Schnarchen?

Wie entsteht Schnarchen?

In der HNO-Medizin unterscheiden wir hauptsächlich zwei Beschwerdebilder, die mit dem Schnarchen verbunden sind.

Einfaches (primäres) Schnarchen vs. Schlafbezogene Atmungsstörung

Es gibt das „einfache“ beziehungsweise „primäre“ Schnarchen. Dieses ist an sich ungefährlich. Medizinisch relevant ist eine andere Form des Schnarchens: die mit dem Schnarchen einhergehende, schlafbezogene Atmungsstörung (u.a. die Obstruktive Schlafapnoe).

  • Beim einfachen (primären) Schnarchen kommt es zu Vibrationen der Schleimhaut der oberen Luftwege. Die Schleimhaut flattert.
  • Dieses Flattern verursacht Verwirbelungen der ein- und ausströmenden Luft.
  • Durch Verwirbelung und die dadurch ausgelösten Schwingungen von Luft entsteht Schall (Schnarchgeräusch).
  • Vergrößerte Gaumenmandeln (Tonsillen) können zum Schnarchen beitragen. Zusätzlich können eine erschlaffte Mund- und Rachenmuskulatur das Vibrieren der Schleimhaut und somit die Geräusche beim Ein- und Ausatmen verstärken.
  • Dies passiert insbesondere im Bereich des Zäpfchens (lat. Uvula), des Gaumensegels und des tiefen Rachens (Oropharynx und Hypopharynx).
  • Somit entstehen die Schnarchgeräusche. Diese können erheblich störend sein. Denn:
  • Bereits ab einem Schallpegel von 55dB werden Schnarchgeräusche sogar als Lärmbelastung eingestuft.
  • Beim primären Schnarchen ist die Sauerstoffversorgung nicht beeinträchtigt.

Medizinisch relevant: die schlafbezogene Atmungsstörung

Medizinisch relevant: die schlafbezogene Atmungsstörung

Die erschlafften Muskeln, die vergrößerten Tonsillen (Mandeln) und die verdickten Schleimhäute Manchmal sind solche Verengungen der Atemwege so ausgeprägt, dass insgesamt die Atmung behindert ist und Ihr Körper sogar weniger mit Sauerstoff versorgt werden kann.

Es kommt hierbei über eine gewisse Zeitdauer zu einem teilweisen oder kompletten Kollaps der Atemwege und zu längeren Atempausen (Atemaussetzer). In einer solchen Situation handelt es sich dann um eine klinisch relevante, schlafbezogene Atmungsstörung, auch Schlafapnoe genannt.

Die Schlafapnoe fällt durch wiederkehrendes (intermittierendes) Schnarchen auf.

Bettpartner berichten oft von den besonders lauten Momenten, in denen es zu zentralnervösen Weckreaktion mit verstärkter Atemanstrengung kommt.

In der Schlafmedizin unterschieden wir zwischen der Obstruktiven Schlafapnoe und der Zentralen Schlafapnoe

Bei der Obstruktiven Apnoe kommt es zu einer nachvollziehbaren anatomischen Einengung der Atemwege. Diese lässt sich z. B. durch eine Schlafanalyse wie Schlafendoskopie oder die WatchPAT-Diagnostik feststellen.

Bei der Zentralen Apnoe ist die Steuerung der Atmung im Gehirn gestört. Herzkrankheiten, aber auch zentralnervöse Zustände wie andauernder Stress können eine Zentrale Schlafapnoe mitbedingen.

Eine wie von uns angebotene Schlafanalyse ermöglicht es, beide Formen der Schlafapnoe voneinander zu unterscheiden. Manchmal liegt eine Kombination beider Formen vor.

Wie viele Patienten sind von der Schlafapnoe betroffen?

Warum ist die moderne Schlafdiagnostik so wichtig?

Wir gehen von einer hohen Dunkelziffer von Betroffenen aus, die unter Schlafapnoe leiden.

Es fehlt an Ressourcen und Kapazitäten, allein bei Verdacht auf eine Schlafapnoe alle Betroffenen in einem Schlaflabor stationär zu untersuchen.

Durch die Folgeerkrankungen der Schlafapnoe entsteht ein beträchtlicher gesundheitlicher und auch volkswirtschaftlicher Schaden.

Daher ist die Ambulante Schlafdiagnostik von besonderer Wichtigkeit.

Wenn Ihr Bettpartner über dauerhafte, störende Schnarchgeräusche berichtet und Anzeichen von längeren Atempausen beobachtet (auch bekannt als Apnoe-Phasen), dann könnte eine sogenanntes obstruktives Schlafapnoesyndrom (OSAS) vorliegen.

In solchen Fällen empfehlen wir eine zügige Ambulante Schlafdiagnostik.

Warum ist die Schlafapnoe gefährlich?

Welche Folgen hat die Schlafapnoe?

Schnarchen ist dann gefährlich, wenn es zu einer schlafbezogenen Atmungsstörung (Schlafapnoe) kommt. Diese ist mit einem oder mehreren der folgenden Symptome vergesellschaftet:

  • Tagesmüdigkeit
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Gewichtszunahme
  • Sekundenschlaf
  • Leistungsabfall
  • langfristig kann eine Schlafapnoe arteriellen Bluthochdruck, Diabetes und Herzinsuffizienz verursachen

Probleme in der Partnerschaft durch Schnarchen

Die Geräuschbelastung des Schnarchens macht es ebenfalls für den Partner schwierig, eine gute Nachtruhe zu bekommen.

Oft veranlasst die Partnerin den Schnarcher, zum Arzt zu gehen. In der klassischen Rollenverteilung hat meistens die Ehefrau den Mann zum Arzt geschickt.

Das Schnarchen ist jedoch nicht unbedingt geschlechtsspezifisch. Es nimmt keine Rücksicht auf Klischees. Nicht selten sind auch Frauen vom Schnarchen betroffen.

Das Schnarchen alleine (also ohne Atemaussetzer) ist zwar für den Schnarcher selbst nicht gefährlich, es kann jedoch potentiell gesundheitliche Probleme für den Schlafpartner verursachen.

Das Geräusch des Schnarchens Ihres Partners kann dazu führen, dass Sie sich nachts im Bett hin und her wälzen, während Sie darüber nachdenken, wie Sie das Geräusch abstellen können.

Sie finden keinen erholsamen Schlaf.

Das belastet sowohl Ihre Beziehung als auch Ihre Gesundheit.

Autobahn Lärm nachts

Schnarchen – so laut wie der Lärm an einer Autobahn

Wie finde ich heraus, ob bei mir ein krankhaftes Schnarchen vorliegt?

HNO-Untersuchung Stirnlampe

HNO-Basisuntersuchung zur Erkennung anatomischer Auffälligkeiten bei Verdacht auf Schlafapnoe

Schnarcher ist nicht gleich Schnarcher.

Wie schon weiter oben beschrieben, gibt es unterschiedliche Ursachen und Gründe für das Schnarchen.

Sie wollen wissen, ob bei Ihnen ein einfaches (primäres) Schnarchen vorliegt oder ob eine Schlafapnoe besteht?

Es gibt heute eine breite Palette von diagnostischen Möglichkeiten zur Erkennung einer schlafbezogenen Atmungsstörung.

Eine fachärztliche HNO-Untersuchung ist unabdingbar. Bei Verdacht auf ein Schlafapnoesyndrom folgen weitere diagnostische Schritte.

Zur Diagnostik in der modernen Schlafmedizin zählen unter anderem:

  • Aufenthalt in einem Schlaflabor (mindestens eine Nacht stationär)
  • eine klassische Mehrkanalpolygraphie
  • die moderne PAT-Diagnostik (z. B. WatchPAT®)
  • die ambulant durchgeführte Schlafendoskopie (Somnoskopie, MISE = medikamentös induzierte Schlafendoskopie)

Was kann man gegen das Schnarchen bzw. Schlafapnoesyndrom (OSAS) unternehmen?

Therapie des Schnarchens und des OSAS (Schlafapnoesyndrom)

Zur Therapie gibt verschiedene Optionen:

  • Gewährleistung einer ungehinderten Nasenatmung
  • Gewichtsreduktion
  • Verzicht auf übermäßigen Alkoholkonsum
  • Verzicht auf Tabak
  • Einhaltung der Schlafhygiene
  • Eingehende Analyse zur Erkennung des Entstehungsortes der Schnarchgeräusche durch eine Schlafendoskopie
  • Minimalinvasive Maßnahmen zur Straffung eines erschlafften Gaumensegels oder einer vergrößerten Uvula (Zäpfchen). Dies kann z. B. mit der Radiofrequenztherapie erfolgen.
  • In seltenen Fällen Entfernung bzw. Verkleinerung von vergrößerten Mandeln (Tonsillen)
  • Verkleinerung einer eventuell vergrößerten Zungengrundtonsille
  • Schienentherapie im Bereich des Kiefers
  • In seltenen Fällen die chirurgische Verlagerung von Unterkieferknochen und Oberkieferknochen
  • Zungenschrittmacher – diese werden in Extremfällen eingesetzt
  • Hilfsmittel zur Vermeidung der Rückenlage
  • Überdruckbeatmung bei der Obstruktiven Schlafapnoe, z. B. CPAP-Beatmung